Schweizerischer Rat der Religionen
Swiss council of religions SCR
Medienmitteilung
Bern, 15. Mai 2006
Gründung eines Rates der Religionen Meilenstein auf dem Weg zu Dialog und
religiösem Frieden
Nach anderthalbjähriger Vorbereitung ist heute der Rat der Religionen
gegründet worden. Dem Rat gehören Spitzenvertreter der Schweizer
Landeskirchen, der Juden und der Muslime an. In Bern unterzeichneten sie in
einem feierlichen Akt das gemeinsam erarbeitete Mandat. Der Rat der
Religionen wird als Dialogplattform zwischen Verantwortlichen der
Religionsgemeinschaften sowie als Ansprechpartner für die Bundesbehörden
dienen.
Novum und Meilenstein
Die Gründung des Schweizerischen Rates der Religionen (Swiss council of
religions: SCR) stellt sowohl ein Novum als auch einen Meilenstein dar. Ein
Novum für die Schweiz ist das Gremium von seiner Zusammensetzung und seinem
Zweck her: von ihren Gremien gewählte und mandatierte Personen aus den
Leitungen der Kirchen und Religionsgemeinschaften werden sich regelmässig
zum gegenseitigen Austausch treffen. Ein Meilenstein ist die Gründung des
SCR, weil sie auf nationaler Ebene für den Prozess der Verständigung und des
Dialogs zwischen den Kirchen und Religionsgemeinschaften als Ganzes
Vorbildcharakter hat.
Neue religiöse Landkarte
Die religiöse Landkarte der Schweiz und die Funktion von Kirchen und
Religionsgemeinschaften in der Gesellschaft haben sich stark verändert. Noch
vor 30 Jahren bezeichneten sich über 90% der Schweizerinnen und Schweizer
als einer der drei christlichen Landeskirchen zugehörig. Dieses Bild hat
sich im Zuge von Globalisierung und weltweiter Migrationsbewegungen
gewandelt. Die Schweiz ist zu einem Raum geworden, in dem Menschen aus
verschiedensten Kulturen und Traditionen mit unterschiedlichen Wertesystemen
zusammenleben eine gemeinsame Herausforderung im Hinblick auf den
gesellschaftlichen Zusammenhalt und das friedliche Zusammenleben.
Ziele und Mandat
Mit der Schaffung eines Schweizerischen Rates der Religionen verbinden die
beteiligten Kirchen
und Religionsgemeinschaften folgende Zielsetzungen:
Einen Beitrag zum Erhalt und zur Förderung des religiösen Friedens in der
Schweiz,
die Verständigung unter den Teilnehmenden über gemeinsame Anliegen,
die Vertrauensbildung zwischen den Religionsgemeinschaften,
den Dialog zu aktuellen religionspolitischen Fragestellungen,
eine Ansprechmöglichkeit für Bundesbehörden in diesen Fragen.
Zusammensetzung und Geschichte
Der SCR setzt sich aus leitenden Persönlichkeiten der drei Landeskirchen und
der jüdischen Gemeinschaften und muslimischen Organisationen zusammen, die
von ihren Institutionen oder Organisationen mandatiert sind. Initiator und
erster Vorsitzender des SCR wird Pfarrer Thomas Wipf, Präsident des Rates
des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK). Wipf hatte die Idee
zur Schaffung eines Rates der Religionen lanciert. Am Vorabend des
Irak-Krieges vor drei Jahren fand auf Initiative des SEK im Berner Münster
zum ersten Mal eine Friedensfeier mit Vertretern der drei monotheistischen
Religionen Judentum, Christentum und Islam statt. Daraus entstand die Idee,
einen Ort der regelmässigen Begegnung und des Gesprächs zu schaffen ganz
im Zeichen der gemeinsamen Verantwortung der Landeskirchen und
Religionsgemeinschaften zum Erhalt und zur Förderung des religiösen Friedens
in der Schweiz.
Gesichtspunkte der Mitglieder
Mit dem SCR sei den politischen Behörden unseres Landes nun ein
repräsentativer Gesprächspartner gegeben, der jede religiöse Frage
allgemeiner Ordnung kompetent behandeln könne, meinte Alfred Donath (SIG) an
der Gründungsversammlung. «Sie können auf ein Gremium zählen, das sich die
Förderung und Erhaltung des religiösen Friedens in der Schweiz zum Ziel
gesetzt hat, damit jeder Mann und jede Frau, unabhängig von den eigenen
Überzeugungen, sich hier wohl fühlen und, falls gewünscht, die eigene
Differenz leben kann allerdings innerhalb der Grenzen der Achtung der
Anderen, des Anderen.»
Die Bevölkerung unseres Landes brauche Zeit, Religionen, die nicht
traditionell in unserem Land verwurzelt seien, kennen zu lernen, hielt
seinerseits Fritz-René Müller (Christkatholische Kirche der Schweiz) fest.
Hisham Maizar (FIDS) meinte, dass die Muslime «als Teil unserer Gesellschaft
sowohl in die Pflicht als auch in die Verantwortung genommen werden möchten,
um konstruktiv und effektiv auf der Grundlage von Dialog, Achtung der
menschlichen Werte und gegenseitigem Respekt an der Sicherung des
interreligiösen Friedens mitzuarbeiten».
Für Bischof Kurt Koch (SBK) ist der SCR auch ein öffentliches Bekenntnis
dazu, «dass die Religion sehr wohl eine persönliche Angelegenheit des
einzelnen Menschen ist, deshalb jedoch nicht in die Privatsphäre abgedrängt
werden darf: Die Religion ist persönlich, aber nicht privat. Sie ist auch
nicht staatlich, aber öffentlich.» Die moralische Bedeutung des Rates der
Religionen, so zeigte sich Farhad Afshar (KIOS) überzeugt, weise weit über
seine faktischen Arbeitsmöglichkeiten hinaus. «Das wichtigste Ergebnis der
Gründung des Rates ist die entstandene Vertrauensbildung zwischen den
Religionsgemeinschaften.»
Schweizerischer Rat der Religionen
Mitglieder:
- Pfarrer Thomas Wipf, Präsident des Rates des Schweizerischen
Evangelischen Kirchenbundes (SEK), erster Vorsitzender des SCR;
- Bischof Dr. Kurt Koch, Vizepräsident und Ökumeneverantwortlicher
der Schweizer Bischofskonferenz (SBK);
- Bischof Fritz-René Müller, Christkatholische Kirche der Schweiz ;
- Prof. Dr. Alfred Donath, Präsident des Schweizerischen
Israelitischen Gemeindebundes (SIG);
- Dozent Dr. Farhad Afshar, Präsident der Koordination Islamischer
Organisationen Schweiz (KIOS);
- Dr. Hisham Maizar, Präsident der Föderation Islamischer
Dachorganisationen in der Schweiz (FIDS).
Das heute unterzeichnete Mandat des SCR kann auf <http://www.sek-feps.ch>
www.sek-feps.ch heruntergeladen werden
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Mario Galgano
Pressesprecher und Informationsbeauftragter der SBK
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