Pressecommuniqué
Justitia et Pax zur Diskussion über die Armut in der
Schweiz
Armut und Elend - ein unzulässiger Vergleich
Dass sich die Armen
in der Schweiz angesichts des Elends in der Dritten Welt nicht zu beklagen
hätten, hält die Schweizer Nationalkommission Justitia et Pax für eine Haltung,
die inakzeptabel ist und diesen Menschen Unrecht tut.
Armut nistet sich
auch in den reichen Ländern wie der Schweiz ein, selbst wenn dies kaum sichtbar
ist. Gemäss Caritas sind rund 10% der Schweizer Bevölkerung von Armut betroffen.
Caritas wie die SKOS (Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe) rufen daher zum
entschlossenen Kampf gegen die Armut auf.
Gegen diesen Warnruf
wenden sich nun verschiedene Kreise mit dem Hinweis, dass die Schweiz kaum von
Armut betroffen sei, dass die sogenannt Armen in der Schweiz vergleichsweise
gut abgesichert seinen und keinen nennenswerten Mangel an lebensnotwendigen
Dingen zu beklagen hätten. Als Kronzeuge wird das „wirkliche“ Elend
in der dritten Welt angefügt.
Gegen diesen
Vergleich erhebt Justitia et Pax, die Fachkommission der Schweizer
Bischofskonferenz für sozialethische Fragen, Einspruch. Es ist nicht zulässig,
die Nöte der Schweizer Armen damit zu relativieren, dass es noch ärmere
Menschen gebe. Natürlich hat die Bekämpfung des Elends in vielen Ländern dieser
Welt, verstanden als Verlust jeglicher sozialer, ökonomischer und persönlicher
Struktur (fehlende Ernährungssicherheit, keine transparent funktionierende
Ökonomie, kein Gesundheitswesen, kein funktionierendes Rechtssystem etc.) Vorrang.
Dies jedoch
dispensiert uns nicht davon, die zunehmenden Tendenzen der Verarmung im
eigenen Land ernst zu nehmen: mangelnde Chancengleichheit bei Bildung und
Einkommen, Arbeitslosigkeit, sozialer Ausschluss, ungenügende soziale Sicherung
und geringere Lebenserwartung.
In einem reichen Land
durch Armut ausgeschlossen zu sein, bewirkt bei den Betroffenen Hoffnungs- und
Perspektivlosigkeit. Die materielle und seelische Not äussert sich in der
Frage: “Warum gerade ich?“. Unverständnis und Verurteilung von Seiten
der MitbürgerInnen tragen das Ihre zur misslichen Situation dieser Menschen
bei.
Neben der Bekämpfung
des Elends in der Welt muss die Bekämpfung der Armut im eigenen Land eine hohe
Priorität haben. Justitia et Pax hat sich entschlossen, die Armutsdeklaration
der Caritas Schweiz mitzutragen, weil sie den sozialen Zusammenhalt in der
Schweiz als ein hohes Gut betrachtet. Sie weiss sich damit auch der
Bundesverfassung verpflichtet, in deren Präambel es heisst, „dass die
Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen.“
Bern, 26. Januar
2010
Kontakt:
Wolfgang Bürgstein, Tel. 031 381 59 57, 078 824 44 18;
Die
Schweizerische Nationalkommission Justitia et Pax ist eine Stabskommission der
Schweizer Bischofskonferenz. Sie befasst sich schwerpunktmässig mit sozialen,
politischen und wirtschaftlichen Fragen.