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Hirtenschreiben der Schweizer Bischöfe
zum ersten Fastensonntag, 9. März 2014
„Im Glauben der Kirche vereint“
Vor fünfzig Jahren tagte in Rom das Zweite Vatikanische Konzil. Das zweite Jubiläumsjahr,
welches an dieses Ereignis erinnert und es wachhalten soll, feiert die katholische Kirche
in der Schweiz im Jahr 2014 unter dem Motto „Im Glauben verbunden“. In den letzten fünfzig
Jahren hat sich in der Welt und in der Kirche vieles verändert. Auch heute sind die
Bischöfe oft mit dem Wunsch nach Veränderungen in der Kirche konfrontiert. Doch was ist
die Kirche? Manche Vorschläge scheinen vorauszusetzen, dass die Kirche eine Art
internationaler Konzern oder eine Nichtregierungsorganisation ist. Sie könnte dann ganz
nach unserem Ermessen gestaltet werden.
Gott offenbart sich in Christus
Was Kirche ist, hängt davon ab, was wir unter Christentum verstehen. Denn die Kirche gibt
es nur wegen Christus und weil Menschen an ihn glauben. Das Herz des christlichen Glaubens
ist die Menschwerdung Gottes: Gott ist Mensch geworden. Er wird Mensch in Jesus Christus.
Er kommt als Mensch zu uns. Er offenbart sich uns in Jesus Christus. Christsein heisst
deshalb nicht, seine eigenen Vorstellungen zu bekennen, sondern dankbar anzuerkennen, dass
Gott zu uns kommt.
Das Zweite Vatikanische Konzil zeigt gewisse Merkmale der christlichen Offenbarung auf.
1. Christus selbst ist die Fülle der Offenbarung, und nicht nur ihr Botschafter.[i]
2. Diese höchste Offenbarung – Gott wird Mensch – ist endgültig und
abschliessend.[ii] Wir können und sollen diese Offenbarung stets besser und tiefer
verstehen. Ändern können wir sie aber nicht.[iii]
3. Gott wusste genau, dass wir riskieren, das unendliche Geschenk zu verlieren, wenn
er sich offenbart. Deshalb traf er Vorkehrungen, damit das, was offenbart wurde, nicht
verlorengeht[iv]. Christus sandte die Apostel aus, um in der Gemeinschaft, die er
gründete, zu predigen und die Sakramente zu feiern. Ferner, damit „das Evangelium in der
Kirche für immer unversehrt und lebendig bewahrt werde, haben die Apostel Bischöfe als
ihre Nachfolger zurückgelassen und ihnen ‚ihr eigenes Lehramt überliefert‘.“[v] Die
Einheit der Bischöfe untereinander ist durch ihre Einheit mit dem Nachfolger des Petrus
garantiert.[vi]
Gott ist am Werk
Diese Grundannahmen des katholischen Glaubens wirken sich darauf aus, wie wir Kirche
verstehen. Zuerst gilt: Was die Kirche ist, was ihr Glaube ist und was ihre Sakramente
sind, ist zunächst nicht Menschenwerk, sondern etwas, was wir von Gott erhalten. Um ein
Beispiel zu nennen: Wenn es nicht wegen Gott, sondern nur aufgrund irgendeiner
menschlichen Absicht geschähe, wäre es absurd zu glauben, dass Brot Leib Christi werden
kann, oder dass Christus vom Heiligen Geist empfangen wurde. Auch deshalb waren die
Zuhörerinnen und Zuhörer von Jesus selbst schockiert, als sie die Einladung hörten, seinen
Leib zu essen[vii], und Maria fragte, wie sie denn empfangen könne, ohne einen Mann zu
„erkennen“[viii]. Die Eucharistie und die Geburt von Jesus aus der Jungfrau Maria zeigen,
dass zunächst Gott am Werk ist, nicht Menschen. So ist es auch mit der Beziehung von
Christus zur Kirche. Gott ist am Werk.
Die Kirche ist ein Sakrament
Um das auszudrücken, nennt das Konzil die Kirche ein Sakrament: „Die Kirche ist ja in
Christus gleichsam das Sakrament, das heisst Zeichen und Werkzeug für die innigste
Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“[ix]. Die Kirche ist ein
Zeichen und ein Werkzeug. Ihr Ziel ist die Einheit mit Gott und den Menschen. Weil die
Kirche nur das Zeichen ihres Herrn ist und in keiner Art und Weise der Herr selbst,
besitzt sie keine Macht, das zu ändern, was sie selbst erhalten hat. Der Glaube bleibt.
Natürlich gab es immer schon ein Nachfragen über Schwierigkeiten mit dem Glauben. In der
Kultur und Zeit der frühen Kirche machte Paulus diese Erfahrung, als er in Athen von der
Auferstehung der Toten sprach.[x]
Die Kirche ist keine NGO
Es gibt Dinge in der Kirche, die sich ändern können, und solche, die sich nicht verändern.
Jene, die sich nicht ändern können, gehören zum Glauben bzw. zur Grundstruktur der Kirche
(z.B. die Notwendigkeit des Weihesakramentes für die Feier der Eucharistie). Andere Dinge
können sich ändern[xi]. Wie geschieht das? In der Kirche geschehen Veränderungen anders
als in einem Unternehmen. Denn die Kirche ist keine Nichtregierungsorganisation und auch
kein multinationales Unternehmen, wie Papst Franziskus schon mehrmals gesagt hat.[xii] Die
Kirche wird nicht von einem allmächtigen Generaldirektor geführt und kann sich nicht nach
freiem Ermessen den jeweiligen Gegebenheiten des Marktes anpassen. Wäre die Kirche ein
solches Unternehmen, gäbe es letztlich wenig Gründe, sich für sie zu interessieren, und
noch weniger, dazuzugehören. Alle wichtigen Veränderungen in der Kirche dienen dazu, den
Glauben klarer und deutlicher ans Licht zu bringen. Ein solches aggiornamento, um ein
Lieblingswort von Johannes XXIII. zu gebrauchen, geschieht für die gesamte Kirche.
Deswegen muss auch die ganze Kirche auf geeignete Weise einbezogen sein, besonders die
Bistümer auf der ganzen Welt. Vor allem aber geschieht jede Veränderung durch begleitendes
Gebet.
Veränderungen beginnen durch Umkehr
Es ist normal, dass in einer Gesellschaft, welche sich im Umbruch befindet, viele Menschen
Fragen haben. Gerade weil es sich um Fragen handelt, ist es nicht selbstverständlich, dass
die Antwort eine Angleichung an die vorherrschende Kultur sein muss. Die Erfahrung zeigt,
dass dann, wenn man den Glauben an die jeweils dominierenden Ansichten angleichen will,
die Kirche nur noch fade und uninteressant wird.[xiii] Wenn man nicht von der Beziehung zu
Gott ausgeht, also auch von der Spiritualität im Leben, hört man sehr schnell und zurecht
damit auf, sich für die Kirche zu interessieren. Die Bitte nach aufmerksamem Verständnis
der Situation der Menschen ist immer nötig. Die Kirche kann hier bestimmt noch mehr tun,
und wir Bischöfe sind für alle guten Anregungen dankbar. Aber der Wegfall des Rufs nach
Umkehr, die immer Teil des christlichen Lebens ist, bedeutet den Verlust des Geschmacks
der Kirche als Salz der Erde.[xiv] Die Umkehr betrifft zuerst den Glauben. Die Kirche
verbindet uns im Glauben an Jesus Christus. Im Glauben der Kirche sind wir vereint. Diesen
Glauben wachzuhalten, zu leben und zu bezeugen, ist die erste Aufgabe, die uns das Konzil
in diesem Jubiläumsjahr aufgibt.
Die Schweizer Bischöfe
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[i] Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung
Dei Verbum (18. November 1965), § 2 : „Die Tiefe der durch diese Offenbarung über Gott und
über das Heil des Menschen erschlossenen Wahrheit leuchtet uns auf in Christus, der
zugleich der Mittler und die Fülle der ganzen Offenbarung ist.“
[ii] „Daher ist die christliche Heilsordnung, nämlich der neue und endgültige Bund,
unüberholbar, und es ist keine neue öffentliche Offenbarung mehr zu erwarten vor der
Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus in Herrlichkeit“ (Zweites Vatikanisches Konzil,
Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung Dei Verbum [18. November 1965], §
4).
[iii] Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die göttliche
Offenbarung Dei Verbum (18. November 1965), § 8.
[iv] Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die göttliche
Offenbarung Dei Verbum (18. November 1965), § 7 : „Was Gott zum Heil aller Völker
offenbart hatte, das sollte – so hat er in Güte verfügt – für alle Zeiten erhalten bleiben
und allen Geschlechtern weitergegeben werden.“
[v] Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung
Dei Verbum (18. November 1965), § 7.
[vi] Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen
Gentium (21. November 1964), § 18.
[vii] Vgl. Joh 6,51-68.
[viii] Vgl. Lk 1,34.
[ix] Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen
Gentium (21. November 1964), § 1.
[x] Vgl. Apg 17,32 : „Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten die einen,
andere aber sagten: Darüber wollen wir dich ein andermal hören.“
[xi] Zum Beispiel änderte Papst Pius XII. in der Apostolischen Konstitution Sacramentum
Ordinis vom 30. November 1947 gewisse Modalitäten der Diakonen-, Priester- und
Bischofsweihe. Damit änderte er aber das Sakrament der Weihe nicht. In gleicher Weise
änderte das Zweite Vatikanische Konzil das Wesen der Liturgie oder der Sakramente nicht.
[xii] Z.B. bei der Pfingstvigil am 31. Mai 2013.
[xiii] Vgl. Walter Kardinal Kasper, „Kommen wir zur Sache“, Frankfurter Allgemeine
Zeitung, 11.02.2011, Nr. 35, S. 9.
[xiv] Vgl. Mt 5,13 : „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert,
womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und
von den Leuten zertreten.“