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Im Hinblick auf den Krankensonntag, am 7. März 2004, freuen sich die Schweizer Bischöfe, Ihnen die Botschaft ihres Mitbruders Norbert Brunner, Bischof von Sitten, zu überreichen. 
 
Mit freundlichen Grüssen
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Marc Aellen
Vize-Generalsekretär und Informationsbeauftragter
Handy: +41 (0)79 446 39 36 - eMail: marc.aellen@kath.ch


 
In der Kraft des Glaubens
wird Ihr Schmerz zur "Pforte des Himmels" 

Es ist Abend geworden. Ein Mann und eine Frau, es könnten Geschwister sein, kommen in das Dorf, das Ephesus heisst und an der Küste des Mittelmeeres liegt. Sie suchen ein Haus auf, treten ein und packen ihr Reisegepäck aus. Müde von der langen Reise essen sie nur etwas Kleines und gehen dann sofort schlafen. Erst am anderen Morgen machen sie Bekanntschaft mit den Nachbarn. Der junge Mann stellt sich vor: "Ich heisse Johannes, und das ist die Mutter meines besten Freundes Jesus. Er wurde hingerichtet und hat mir seine Mutter kurz vor seinem Tode anvertraut. Wir werden nun hier leben; und ich werde gut für Maria, die jetzt auch meine Mutter ist, sorgen. Vielleicht werdet ihr mir dabei auch helfen."

Liebe alte, kranke, behinderte und einsame Brüder und Schwestern, so könnte es gewesen sein, nachdem Jesus gestorben und begraben, am dritten Tage auferstanden und dann in den Himmel aufgefahren war. Johannes hatte den letzten Wunsch seines Herrn gerne befolgt. Der zum Vater zurückkehrende Jesus wollte nämlich nicht aus dieser Welt scheiden, ohne seine Mutter, die er allein und einsam zurücklassen musste, der Obhut seines besonders geliebten Jüngers anzuvertrauen. Dieser wusste, dass sich unter dem Kreuz das Wort erfüllt hatte, dass der greise Simeon zu Maria gesprochen hatte: "Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen." (Lk 2, 35b) Für ihn war es darum keine Last, sondern eine hohe Auszeichnung, die Mutter Gottes auf dem letzten Stück ihres Glaubensweges zu begleiten.

Maria hatte sicher das Leid, den Schmerz und die Trauer nicht selber gewählt. Sie hatte aber dazu Ja gesagt, als der Engel des Herrn ihr die Botschaft in ihre Kammer nach Nazareth brachte. Sie konnte ihr Jawort geben, weil sie die Unbefleckt Empfangene war. Das ist der Schlüssel zur Wende der Geschichte. Darum schreibt der Heilige Vater in seinem Brief an die Kranken: "Wenn Jesus die Quelle des Lebens ist, die den Tod besiegt, so ist Maria die fürsorgliche Mutter, die auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingeht und für sie die Gesundheit an Seele und Leib erwirkt." (Botschaft 2004)

Die Geschichte von Maria und Johannes wiederholt sich auch heute immer wieder. Aber heute sind wir, sind Sie, liebe Schwestern und Brüder, die Hauptpersonen in dieser Geschichte. Sie kehren nach dem Tode ihres Mannes, mit dem sie ein langes Leben Freude und Leid geteilt haben, heim und fühlen sich sehr einsam. Oder ihre Frau ist selber krank geworden und kann sie nicht mehr pflegen, wie sie das seit langem getan hat. Oder sie sind alt geworden und die Gebrechen haben sich eingestellt, sodass sie sich selber nicht mehr helfen können. Sie mussten das vertraute Zuhause verlassen und in ein Heim ziehen. Oder sie kehren nach einem Unfall mit einer schweren Behinderung dorthin zurück, wo sie noch vor kurzer Zeit voller Lebensfreude gewirkt haben.

In der einen oder der anderen Form hat auch ihr Herz "das Schwert" des Schmerzes, der Trauer, des Leids, des Verzichtes durchbohrt. Sie haben die Einsamkeit, das Alter, das Gebrechen, die Krankheit nicht selber gewählt. Manchmal revoltieren sie dagegen, weil sie nicht verstehen können. Sie resignieren, weil sie keine Besserung sehen oder weil es in ihrer Krankheit immer wieder Rückschläge gibt. Sie sind so entmutigt, dass sie am liebsten sterben möchten: Was hat ein solches Leben noch für einen Sinn.

Ich kann diese Reaktionen sehr gut verstehen. Als Mensch weiss ich auch nicht, wo Sie die Kraft finden können, wie die Muttergottes ihr Jawort zu sagen. Denn menschlich gesehen, stehen wir vor einem grossen Geheimnis, für das uns ganz einfach oft die Worte fehlen. Können wir die richtigen Worte in diesen Momenten des Schweigens beim Apostel Paulus finden: "Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben, was an den Leiden Christi noch fehlt." (Kol 1,24)

Ich bin überzeugt, dass uns in der tiefen Einsamkeit, in der unheilbaren Krankheit, in den Lasten des Alters oder in der Ausweglosigkeit einer schweren Behinderung nur der Glaube an Jesus Christus wirklich noch tragen kann. So wird, wie der Papst schreibt, "der im Glauben angenommene Schmerz zur Pforte, um in das Geheimnis des erlösenden Leidens des Herrn einzutreten. Es ist ein Leiden, das uns nicht mehr des inneren Friedens und des Glücks beraubt, denn es ist erleuchtet vom Glanz der Auferstehung." (Krankentag 2004)
Sie können diesen Glauben und dieses Vertrauen im Gebete, vorallem im Gebet des Rosenkranzes finden. Sie können dabei die einzelnen Stationen des Lebens Jesu und Mariens betrachten. Sie werden darin auch Stationen ihres eigenen Lebens erkennen. Sie werden spüren, wie auch Sie selber Menschen anvertraut sind, wie Maria dem Johannes und dieser der Muttergottes anvertraut war – und zwar durch Christus am Kreuze selber.

Es sind jene Menschen, die Sie begleiten, pflegen, besuchen und betreuen. Diese Menschen sind für Sie da, ihre Angehörigen daheim, Aerzte und Krankenschwestern in den Spitälern, Pflegende in den Heimen. Sie erfüllen eine grosse Aufgabe. Darum ist es auch nicht verwunderlich, dass diese selber oft müde sind, dass auch sie selber Unterstützung brauchen.

Zusammen mit Ihnen möchte ich mich an diesem Tag der Kranken auch an sie wenden, um ihnen aufrichtig zu danken für ihre Hilfen, für ihren selbstlosen Einsatz und für ihre Opferbereitschaft. Mit Ihnen, den einsamen, armen, kranken und behinderten Mitmenschen möchte ich auch jenen danken, welche sich bemühen, neue Wege und Mittel der Heilung, der Linderung der Schmerzen und der guten Pflege zu erforschen. Mögen sie diese Aufgabe im Dienste aller Kranken in der Wahrung der Würde des Menschen erfüllen.
Und Sie, liebe alte, kranke, behinderte und einsame Brüder und Schwestern, lade ich ein, allen Menschen in Ihrem Dienste diese Dankbarkeit auch zu zeigen: durch ein anerkennendes Wort, durch ein Lächeln, aber auch durch Ihr Gebet für sie. Das wird Ihnen selber und ihren Betreuern und Betreuerinnen Hoffnung, Mut, Kraft und Zuversicht schenken.

Dazu möchte ich mit Ihnen im Geiste in das Haus nach Ephesus wandern, wo Johannes und Maria den Wunsch Jesus am Kreuze verwirklichen: Meine Mutter, dies ist dein Sohn. – Mein Jünger, dies ist deine Mutter.

Sitten, am 7. März 2004

+ Norbert Brunner
Bischof von Sitten