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Leugnung des Holocaust kann nicht hingenommen werden
Communiqué
Papst Benedikt XVI. hat am 21. Januar 2009 mit einem Dekret von Kardinal Giovanni Battista Re, Präfekt der Bischofskongregation, die Strafe der Exkommunikation gegen die vier Bischöfe der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. aufgehoben. Das Dekret ist Ausdruck des päpstlichen Willens, ein bestehendes Schisma mit einer Gemeinschaft aufzuheben, die weltweit mehrere hunderttausend Anhänger und 493 Priester zählt. Dessen ungeachtet sind die vier Bischöfe weiterhin suspendiert. Es ist ihnen also rechtlich untersagt, ihr Bischofsamt auszuüben.
In verschiedenen Reaktionen wurde grosse Besorgnis über diesen Schritt geäussert, mit dem der Heilige Vater die Hand zur Versöhnung ausgestreckt hat. Es muss aber unmissverständlich festgehalten werden, dass nach dem Recht der katholischen Kirche die Aufhebung der Exkommunikation noch nicht die Versöhnung oder Rehabilitierung, sondern erst die Eröffnung eines Weges auf Versöhnung hin ist. Dieser Akt ist nicht das Ende, sondern der Beginn von notwendigen Gesprächen über die strittigen Fragen. Angesichts der grossen Differenzen kann dieser Weg lang sein.
Anlass zu verstärkter Sorge hat das Interview eines der vier mit Exkommunikation belegten Bischöfe gegeben, das kurz vor Aufhebung dieser Kirchenstrafe im schwedischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Bischof Richard Williamson behauptet darin, dass es für die Existenz von Gaskammern keine historische Evidenz gebe und es seien nicht sechs Millionen Juden, sondern 200.000 bis 300.000 Juden von den Nazis ermordet worden. Die katholische Kirche kann diese ausdrückliche Leugnung des Holocaust niemals hinnehmen. Der Sprecher das Apostolischen Stuhls hat zugleich mit der Veröffentlichung des Dekrets zu den absurden Behauptungen von Bischof Williams Stellung genommen und sie als "völlig inakzeptabel" bezeichnet. Wir Schweizer Bischöfe machen uns dieses Urteil zu eigen und bitten die Mitglieder von jüdischen Gemeinschaften in der Schweiz um Entschuldigung für diese Irritationen, die in den letzten Tagen entstanden sind. Wer Papst Benedikt XVI. und seine positive Einstellung zum Judentum kennt, der weiss, dass er solche unhaltbaren Entgleisungen von Bischof Williams nie dulden kann.
Die Schweizer Bischöfe haben zur Kenntnis genommen, dass der Generalobere der Priesterbruderschaft Sankt Pius X., Bischof Bernard Fellay, die Interview-Aussagen von Bischof Williamson mit deutlichen Worten kritisiert hat. Die vier Bischöfe haben jedoch in der Vergangenheit mehrfach deutlich gemacht, dass sie und die Bruderschaft Pius X. die Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Beziehungen der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen und im besonderen zum Judentum "Nostra aetate" nicht beachten. Wir Schweizer Bischöfe erwarten, dass in den Gesprächen, die gemäss Dekret vor der Herstellung der vollen Gemeinschaft und damit auch vor der Aufhebung der Suspendierung der vier Bischöfe notwendig sind, von diesen Bischöfen glaubwürdig erklärt wird, dass sie das Zweite Vatikanische Konzil und insbesondere die in der Erklärung "Nostra aetate" festgehaltene positive Einstellung zum Judentum annehmen.
+ Kurt Koch
Präsident der Schweizer Bischofskonferenz
Solothurn, 27. Januar 2009