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Botschaft des Bischofs von Sitten
Msgr. Norbert Brunner
zum Krankensonntag
04. März 2007
Warum gerade ich? Zeugen der Liebe Gottes sein.
Liebe alte, kranke, behinderte und einsame
Brüder und Schwestern
Wieder feiern wir den Sonntag der Kranken, an dem wir uns besonders Ihrer
erinnern, Sie mit einer besonderen Aufmerksamkeit umgeben, für Sie beten,
aber auch um Ihr Gebet bitten. Es ist gut, dass wir das tun. Gerade in der
heutigen Zeit vergessen wir nur zu leicht, dass alle Menschen zur
Gemeinschaft einer Familie, eines Dorfes, eines Landes gehören, ob sie
gesund oder krank, jung oder alt, froh oder traurig, mit anderen zusammen
oder einsam leben. Genügt dazu jedoch ein einziger Tag im Jahr?
Diese Frage müssen wir mit immer grösserer Bestimmtheit verneinen. Warum?
Weil in erster Linie Sie und Ihre engsten Angehörigen und Freunde sich
Fragen über Ihre Krankheit, Ihre Behinderung, Ihre Einsamkeit oder Ihre
Gebrechen nicht nur am Krankensonntag stellen. Das ist vor allem dann der
Fall, wenn Ihre Krankheit längere Zeit dauert, wenn Ihre Krankheit sie
hindert, Ihre Arbeit im Beruf oder Ihr Zusammenleben in der Familie zu
erfüllen; wenn eine Aussicht auf Genesung trotz aller Pflege in weite Ferne
gerückt ist.
Vielleicht stellt sich gerade in diesen Situationen die Frage: "Kranksein:
Warum gerade ich?" Sie stellen sich diese Frage auch bei einer Krankheit,
die sie unerwartet und plötzlich trifft; oder dann, wenn es sich um eine
schwere, ja unheilbare Krankheit handelt. Sie finden trotz allem Suchen und
Grübeln, allem Fragen und Diskutieren keine Antwort. Weil es auf diese Frage
keine Antwort gibt. Sogar der Hinweis darauf, dass die Krankheit zum Leben
der Menschen gehört, hilft nicht weiter. Denn bei Krankheit und Behinderung
ist jeder Einzelne ganz persönlich betroffen; er steht letztlich allein vor
seinem Leiden, auch wenn Eltern oder Kinder, Angehörige oder Freunde Anteil
nehmen und helfend zur Seite stehen.
Eine andere Frage, die sich manchmal auch bohrend stellt, findet jedoch eine
Antwort: Bin ich schuld an meiner Krankheit? Habe ich vielleicht sogar etwas
falsch gemacht, gesündigt? Ist meine Krankheit eine Strafe Gottes? Wir
können und müssen auf diese Frage mit einem klaren Nein antworten. Erinnern
wir uns der Begegnung Jesu mit dem blinden Mann (Joh 9, 1-7). Die Jünger
fragen Jesus: Rabbi, hat er selbst gesündigt, oder haben seine Eltern
gesündigt, so dass er blind geboren wurde? Die Antwort Jesu ist eindeutig:
Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern Gottes Werke sollen an
ihm offenbar werden.
Wie sollen wir das verstehen? Vielleicht gar so, dass Gott die Krankheit der
Menschen braucht, um seine Werke an uns zu zeigen? Diese Erklärung ist ganz
bestimmt falsch. Gott will weder Leid noch Krankheit, er will weder
Einsamkeit noch Behinderung, er will weder Gebrechen noch Schmerzen. Weil
aber diese Situationen zum menschlichen Leben gehören, will Gott diesen
Menschen in besonderer Weise seine unendliche Liebe zeigen und bezeugen. Ja,
Er will nichts sehnlicher, als dass seine Liebe auch heilend und helfend,
das heisst erlösend bei jedem Menschen wirkt. Das ist in gewissem Sinne der
Auftrag seines ganzen Lebens; dazu ist er in die Welt gekommen.
Wie antworten wir Menschen auf dieses Angebot der göttlichen Liebe? Ist es
nicht so, dass wir in unserem täglichen Leben mit all seinen Anforderungen
und Tätigkeiten nicht aufmerksam genug sind? Und dass wir so manchmal an der
Liebe Gottes vorbeigehen? Ähnlich wie auf einer Wanderung, wo wir in manchen
schwierigen Situationen die ausgestreckte Hand eines Mitwanderers nicht
sehen oder nicht ergreifen. Wenn wir nicht bewusst und gewollt Augenblicke
in unserem Leben suchen, wo wir uns mit dem Angebot der Liebe Gottes
auseinandersetzen, kann es geschehen, dass wir daran vorbeigehen.
Sie fragen mich vielleicht: Was hat das mit meiner Krankheit zu tun?
Vielleicht sind Sie in Ihrer Krankheit oder in Ihrer Behinderung, in Ihrem
Leiden oder Ihrem Gebrechen, uns anderen zum Vorbild gegeben. Sie wurden
gezwungen, einen Halt einzulegen, still zu werden und sich pflegen zu
lassen. Wenn Sie diese Zeit auch bewusst nutzen können, um über Jesus und
seine Liebe zu uns Menschen nachzudenken, dann können Sie für uns alle eine
grosse Hilfe sein. Sie können für uns alle Zeugen dafür sein, was Paulus
geschrieben hat: "Für den Leib Christi, die Kirche, erfülle ich in meinem
irdischen Leben das Mass seiner Leiden." (Kol 1,24) Nachfolge Christi bis in
sein Leiden und in sein Kreuz.
Vielleicht haben Sie allein nicht die Kraft dazu. Aber es stehen Ihnen
Menschen zur Seite, die Sie pflegen und die Sie begleiten: in den Spitälern,
in den Alters- und Pflegeheimen, oder in Ihrer eigenen Wohnung. Allen diesen
Menschen danken wir mit Ihnen am heutigen Krankensonntag. Die Dienststelle
für das Gesundheitswesen hat dieses Jahr dafür ein besonderer Zeichen
gesetzt: sie dankt allen Personen in Spitälern, Heimen oder daheim für ihre
segensreiche Arbeit. Zum Zeichen dieses Dankes lässt sie in allen
Pflegestationen und Pfarreien einen Blumenstrauss aufstellen.
Liebe alte, kranke, behinderte und einsame Brüder und Schwestern, ich lade
Sie dieses Jahr ein, Ihnen selber und uns allen zu helfen, dass auch an
Ihrer Krankheit oder Behinderung das Wirken Gottes, seine unendliche Liebe
zu uns Menschen sichtbar werden kann. Ich danke Ihnen dafür. Und ich wünsche
Ihnen, dass Christus in seiner Liebe auch Ihnen nahe ist, und dass diese
Nähe seiner Liebe zu Ihrer körperlichen oder seelischen Gesundung beiträgt.
Am 4. März 2007
+ Norbert Brunner
Bischof von Sitten