Sibiu: Bewegend, inspirierend, spannungs- und wortreich
Die Schweizer Delegation ist aus Sibiu von der Dritten Europäischen
Ökumenischen Versammlung am 10. September zurück gekehrt. Die Tage vom 4.
bis 9. September waren bewegend und inspirierend. Der Präsident der AGCK der
Schweiz, Pfarrer Ruedi Heinzer, äussert sich in einem ersten Gespräch zu
seinen Eindrücken.
"Es waren einzigartige Tage in Sibiu, wir erlebten die Brüderlichkeit und
Schwesterlichkeit von Christinnen und Christen verschiedener Konfessionen im
Gebet und den bewegenden Gottesdiensten", erklärt Pfarrer Ruedi Heinzer.
"Die vielfältigen Zeugnisse des Glaubens waren hoffnungsvoll und
inspirierend."Die Schweizer Delegation in Sibiu hat sich intensiv in die
Diskussionen der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung EEA3
eingebracht. So wurde der Schweizer Vorschlag für einen gemeinsamen
Ostertermin im Plenum gewürdigt, die Delegation trug in den Foren die
vorbereiteten Standpunkte vor.
Verletzungen benennen
Der Präsident der KEK, SEK-Ratspräsident Thomas Wipf, benannte als einer von
wenigen Rednern die Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken. Die
neuliche Erklärung des Vatikans habe zu Verletzungen geführt.
Für die Schlussbotschaft wurden zwei Entwürfe vorgelegt, die in Diskussionen
überarbeitet wurden. Die Schweizer Delegation reichte schriftlich dazu ihre
Standpunkte ein, die sie erarbeitet hatte.
Junge bringen es auf den Punkt
Die Botschaft junger Erwachsener, in St. Maurice vorbereitet, machte grossen
Eindruck. Zu jedem der neun Themen gibt es einen kurzen klaren Text. So
werden die Kirchen aufgefordert, sich nicht mehr weiter als Konkurrenz
anzusehen und in Wort und Tat Zeugnis vom Glauben abzulegen. Einheit meine
nicht Uniformität, sondern Einheit in Verschiedenheit. Die Botschaft wurde
mit starkem Applaus aufgenommen.
Die EEA3 sei ein starkes Zeichen für Osteuropa, wo das Zusammenleben der
Konfessionen lange belastet war, betont Pfarrer Ruedi Heinzer. "Die Ökumene
ist hier noch neu, die Erfahrungen aus Westeuropa sind wichtig, um zu
ermutigen". Das Zusammenwachsen Europas sieht er wie viele Delegierte als
Chance.
Bewahrung der Schöpfung, Kampf gegen die Armut
Ein wichtiger Punkt der Ergebnisse von Sibiu ist der Schutz der Umwelt und
der Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe. Christinnen und Christen
werden entschieden zu einem entsprechenden Lebensstil und nachhaltigem
Wirtschaften aufgefordert.
Ausserdem wurde der Kampf gegen die Armut betont. Einerseits wird zu
Solidarität in Europa aufgefordert, andererseits war das Elend in Afrika ein
Thema. In der Schlussbotschaft bekennen sich die Kirchen Europas zu den
Millenniums-Entwicklungszielen der Uno, die bis 2015 eine Halbierung der
Armut verlangen.
Geteilte Erfahrung
Dass Frontalvorträge praktisch keinen Platz liessen, um Erfahrungen und
Anliegen aus den Delegationen einzubringen, führte zu einem gewissen Ärger
bei den Delegierten. Doch alle rühmten die vielfältigen Gespräche und
Kontakte bei den Mahlzeiten. "Der Austausch war eines der wichtigsten
Elemente der EEA3", betont der Präsident der AGCK-CH. "Hier wurde an
wichtigen Netzwerken weiter gearbeitet." Dazu klappte die Organisation
weitgehend - hervorzuheben ist das Engagement der rumänischen Freiwilligen
und der Stewards. Stewards aus ganz Europa standen ständig für
Dienstleistungen zur Verfügung. Texte von Ansprachen wurden oft noch
während des Vortrags warm vom Kopierer in mehreren Sprachen verteilt! Die
jungen Erwachsenen legten zum Abschluss ein berührendes Zeugnis davon ab,
wie ihre gemeinsame Arbeit sie verbunden hat.
Menschenrechte und Politik
Das Treffen fand in einem orthodox geprägten Umfeld statt. Es zeigte sich,
dass Ost- und Westkirchen unterschiedliche Erfahrungen und Anliegen
mitbringen. "Weitere Gespräche im Bezug auf die säkulare Gesellschaft, die
Religionsfreiheit und Menschenrechte sind dringend nötig", erklärt Ruedi
Heinzer. So seien die Standpunkte nicht immer kompatibel, es bestehe
Handlungsbedarf, auch was die Zusammenarbeit von Kirchen und Staat angehe.
Positiv würdigte der Präsident der AGCK-CH, dass José Manuel Barroso, der
Präsident der EU-Kommission, persönlich ein Grusswort überbrachte. Er
forderte die Kirchen auf, sich in den politischen Prozessen zu engagieren.
Ergebnisse umsetzen
An der EEA3 nahmen um die 60 Delegierte und Gäste aus der Schweiz teil.
Darunter waren etwa der Präsident der KEK, SEK-Ratspräsident und
Präsidiumsmitglied der AGCK-CH Pfarrer Thomas Wipf, Bischof Ivo Fürer,
Mitbegründer der AGCK-CH und Mitinitiant von Basel, Pfarrer Ruedi Heinzer
als Präsident der AGCK-CH sowie Georg Schubert als deren scheidender und
Christiane Faschon als neue Generalsekretärin. Als Gäste nahmen auch
Vertreter der kirchlichen Hilfswerke und Medienleute teil.
Die Ergebnisse von Sibiu müssen jetzt diskutiert und umgesetzt werden. Dazu
findet am 24. November in Zürich ein Nachfolgetreffen statt, zu dem neben
der Delegation weitere Interessierte eingeladen sind.
Christiane Faschon, Generalsekretärin
Text der Schlussbotschaft: Mitte September unter
www.eea3.org Botschaft der
jungen Erwachsenen aus St. Maurice:
www.eea3.org Papier der Schweizer
Delegation zu EEA3
http://www.agck.ch/ressourcen/download/20070831094921.pdf
Kontakt: Pfarrer Ruedi Heinzer 079 632 80 76, Christiane Faschon,
info(a)agck.ch, 076 402 24 29
Separat:
Die Charta Oecumenica wurde 2001 von den Kirchen unterschrieben. Sie ist der
Referenzpunkt der Ökumene in Europa. Doch gerade auch in Sibiu zeigte sich,
dass sie noch zu wenig bekannt ist. Die AGCK-CH setzt sich dafür ein, die
Charta breiter bekannt zu machen. Sie bittet die Verantwortlichen der
Gemeinden und die Medienverantwortlichen der Kirchen, sie dabei zu
unterstützen.