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Medienmitteilung
SPERRFRIST BIS 11. JUNI 2021 UM 10.30 UHR
Begegnung von SBK und RKZ am 8. Juni 2021 in Einsiedeln
«Wir brauchen einander»
Zum ersten Mal trafen sich am 8. Juni 2021 die ganze Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und
eine zahlenmässig gleich grosse Delegation der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der
Schweiz (RKZ).
Die Begegnung fand auf Einladung der SBK im Kloster Einsiedeln statt und stand im
Zusammenhang mit dem Thema «Gemeinsam auf dem Weg für die Erneuerung der Kirche».
Hauptthemen waren die Zusammenarbeit zwischen SBK und RKZ und die Frage nach gemeinsamen
Perspektiven für eine gesellschaftlich präsente Kirche von morgen. Die Gespräche brachten
viel Gemeinsames zu Tage. So hielt Stefan Müller (RKZ) in der Schlussrunde fest «Alles
Wesentliche haben wir gemeinsam». Und Bischof Jean-Marie Lovey (SBK) zeigte sich erfreut,
wie deutlich der «gemeinsame Wunsch, den Menschen und dem Evangelium zu dienen» spürbar
geworden sei.
«Keine Kirchenregierung der Schweiz»
Der Blick auf das Gemeinsame förderte zugleich auch die unterschiedlichen Funktionsweisen
der beiden Organisationen zu Tage. In seinem Statement zum Selbstverständnis der SBK hielt
Präsident Bischof Felix Gmür fest, es handle sich «nicht um eine Kirchenregierung der
Schweiz», sondern um eine «Plattform der Diözesanbischöfe, Territorialäbte und
Weihbischöfe». Im Zentrum der SBK steht der «brüderliche Austausch». Erst in zweiter Linie
geht es um die Wahrnehmung von Aufgaben, die alle Diözesen und die ganze Gesellschaft
betreffen, z.B. bioethische Themen. Die Autonomie der einzelnen Bischöfe bleibt
unangetastet. Die SBK stehe mit unterschiedlichen Partnern im Austausch, unter denen die
RKZ der wichtigste sei.
«Höchste Zeit für ein Treffen mit der gesamten SBK»
Der Vorstellung der RKZ durch ihre Präsidentin, Renata Asal-Steger, war zu entnehmen, dass
es sich um eine Organisation handelt, die in demokratischen Prozessen Entscheidungen über
gesamtschweizerische Belange der katholischen Kirche herbeiführt. Die Zusammenarbeit mit
der SBK ist für die RKZ zentral und so ist es «50 Jahre nach der Gründung der RKZ im Jahr
1971 höchste Zeit für ein Treffen mit der gesamten SBK».
«Um Lösungen ringen und auch die Perspektive des anderen berücksichtigen»
In der Diskussion zum Thema «Zusammenarbeit» zielten viele Beiträge auf das
Grundverständnis der Zusammenarbeit: Nicht die Institutionen sollen im Zentrum stehen,
sondern der gemeinsame Fokus auf das «Wohl des gesamten Volkes Gottes». Und in der
Gremienarbeit ist beides im Auge zu behalten: Dass die Mitglieder von SBK und RKZ sich
einerseits als Vertretungen ihrer Institutionen und anderseits als Getaufte begegnen. In
der Zusammenarbeit agieren die RKZ‑Delegierten deshalb nicht nur als «Finanzierer» und die
Bischöfe nicht nur als «Sakramentenspender». Vielmehr bieten die unterschiedlichen
Schwerpunkte die bereichernde Chance, ein Thema auch aus der Perspektive des anderen zu
betrachten.
Es ist im offenen Austausch anzustreben, um gemeinsam verantwortete Lösungen zu ringen und
«Schulter an Schulter» für das Gemeinsame einzutreten, wie es Thomas M. Bergamin (RKZ)
formulierte. Dennoch lassen sich Differenzen und Dissens nicht immer vermeiden, weder
innerhalb der eigenen Organisation, noch zwischen SBK und RKZ. Wichtig ist es dann, diese
rechtzeitig anzusprechen und zu klären, wie man damit umgehen will.
Zur Sprache kam auch die Notwendigkeit von «Begrenzungen». Es gilt, sich mit den
vorhandenen Kräften auf das auf gesamtschweizerischer und sprachregionaler Ebene gemeinsam
Machbare zu fokussieren. Und es gilt anzuerkennen, dass vieles, was für die Kirche wichtig
ist, auf Ebene von SBK und RKZ weder machbar noch verfügbar ist.
Gemeinsame Perspektiven für die Kirche von morgen
Im Vorfeld der Begegnung hatten SBK und RKZ sich verständigt, im Zusammenhang mit dem
breiten Thema «Erneuerung der Kirche» nur eine Frage zu thematisieren, nämlich: Welche
strategischen Herausforderungen bearbeiten SBK und RKZ gemeinsam, damit die katholische
Kirche auf gesamtschweizerischer Ebene auch in Zukunft eine gesellschaftlich relevante
Akteurin und Stimme ist?
In den Rückmeldungen aus den Arbeitsgruppen dominierten zwei Aspekte: Der
Glaubwürdigkeits- und Relevanzverlust auf der einen Seite. Die Forderung, dem Evangelium
in der Welt von heute den Vorrang zu geben, auf der anderen. Dabei betonte Erwin Tanner,
Generalsekretär der SBK, wie wichtig es ist, die «Sprachlosigkeit» zu überwinden und «von
der Ich-Kultur zur Gottes-Kultur» zu gelangen. Daniel Kosch, sein Gegenüber in der RKZ,
unterstrich «Dem Evangelium den Vorrang zu geben, heisst auch, in sich widersprüchliche
Haltungen – etwa im Verhältnis zu den Menschenrechten und zur Gleichwürdigkeit aller
Kinder Gottes – zu überwinden».
«Viele Fragen bleiben offen»
In der Auswertung des Tages überwogen die Stimmen, die mit einer gewissen Überraschung und
Erleichterung festhielten, dass SBK und RKZ viele Grundüberzeugungen und Anliegen teilen.
Besonders jene, die nicht in gemeinsamen Gremien mitarbeiten, betonten den Wert der
Begegnung und des persönlichen Austauschs. Er schafft nicht nur eine gemeinsame Basis,
sondern kann auch helfen, mit Meinungsdifferenzen umzugehen. Dass es durchaus
unterschiedliche Sichtweisen gibt, zeigten verschiedene Wortmeldungen zum Umgang mit der
Missbrauchsthematik, zur spezifischen Rolle der RKZ im kirchlichen Gesamtgefüge, zum
genaueren Verständnis der oft gewünschten «Augenhöhe» zwischen SBK und RKZ, sowie zur
Zukunft des dualen Systems in einer sich verändernden Gesellschaft
oder zum Kirchenbild. Allerdings wurde auch sichtbar, dass die Auffassungen – auch zur
Frage, woher die «Erneuerung» in der Kirche kommt und welche Erneuerung wünschbar ist –
keineswegs nur zwischen SBK und RKZ, sondern auch innerhalb ihrer selbst unterschiedlich
sind.
Ein kleiner und zugleich wichtiger Schritt
Das Fassen konkreter Beschlüsse war nicht geplant. Sehr wohl bestehen aber konkrete
Vorstellungen, wie die Arbeit weitergeht.
· Rechtliche Grundlage für die Zusammenarbeit von SBK und RKZ ist eine
Zusammenarbeitsvereinbarung aus dem Jahr 2015. Eine kleine Arbeitsgruppe und dann der
Kooperationsrat als wichtigstes Gremium für das Miteinander von SBK und RKZ werden
auswerten, wie es um die Umsetzung dieser Vereinbarung steht, und unterschiedliche
Auffassungen zur Bedeutung einzelner Bestimmungen erörtern.
· Die verschiedenen, teils seit Jahrzehnten bestehenden gemeinsamen Gremien im
Bereich der Mitfinanzierung SBK-RKZ werden prüfen, wie sie ihre Arbeitsweise anpassen
können, um den wirklichen Austausch zu stärken und den strategischen Fragen mehr Raum und
Gewicht zu geben. Sie sollen noch entschiedener fragen: Wie können wir beim Einsatz der
knapper werdenden personellen und finanziellen Ressourcen auf die heutigen
Herausforderungen antworten? Und wo müssen wir den Mut haben, Bestehendes aufzugeben oder
zu transformieren?
Passend zum «Gemeinsamen Weg für die Erneuerung der Kirche» bezeichneten viele die erste
derartige Begegnung von SBK und RKZ als einen «Schritt». Unabhängig davon, ob er als
«kleiner» oder als «wichtiger» Schritt gewertet wurde, waren alle sich einig: Es ist weder
der «erste» noch der «letzte». Der Weg wird weitergehen, «denn wir brauchen einander», wie
Bischof Markus Büchel bilanzierte.
Weitere Auskünfte erteilen:
Encarnación Berger-Lobato, Leiterin Bereich Marketing und Kommunikation der SBK,
berger-lobato@bischoefe.ch<mailto:berger-lobato@bischoefe.ch> , +41 79 552 04 40
Daniel Kosch, Generalsekretär der RKZ,
daniel.kosch@rkz.ch<mailto:daniel.kosch@rkz.ch>, +41 79 314 44 74
Link Medienmitteilung<https://www.bischoefe.ch/wir-brauchen-einander/>
Schweizer Bischofskonferenz (SBK)
Die Schweizer Bischofskonferenz wurde 1863 als die weltweit erste Versammlung der Bischöfe
eines Landes gegründet, die regelmässig zusammentrifft, rechtlich strukturiert ist und
sich mit kirchlichen Leitungsfunktionen befasst. Als Verein organisiert, ist sie ein
Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller Diözesen sowie der Äbte der
Territorialabteien der Schweiz. Oberstes Gremium ist die Vollversammlung aller Bischöfe,
die jährlich viermal zusammentrifft.
https://www.bischoefe.ch/
Römisch-Katholische Zentralkonferenz (RKZ)
Die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) ist der Zusammenschluss der
kantonalkirchlichen Organisationen. Sie besteht seit 1971 und ist als Verein organisiert.
Sie trägt massgeblich dazu bei, dass die katholische Kirche ihre Aufgaben auf
gesamtschweizerischer Ebene wahrnehmen kann, und setzt sich für demokratisches,
solidarisches und unternehmerisches Handeln ein, das den Bedürfnissen des kirchlichen
Lebens vor Ort Rechnung trägt.
www.rkz.ch<http://www.rkz.ch/>
Freiburg und Zürich, 11. Juni 2021