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An die Medien
Ergebnisse der Umfrage zur Partnerschafts-, Ehe und Familienpastoral der katholischen Kirche
Wer hat bei der Umfrage mitgemacht?
· 23‘636 Antworten, die bis Anfang Januar eingegangen sind (drei Viertel online, übrige Papierversion), sind Grundlage der Berechnungen.
· Mit den Fragebögen, die nach Ende der Erhebungsfrist eingegangen sind, ergibt sich eine totale Teilnehmerzahl von 25‘000.
· Das Durchschnittsalter liegt bei gut 54 Jahren, 47% Männer, 53% Frauen. Zwei Drittel haben Kinder.
· Fast 92% gehören zur römisch-katholischen Kirche, knapp 95% leben in der Schweiz.
· Der deutschsprachige Fragebogen wurde von ungefähr 87% ausgefüllt, der französischsprachige Fragebogen von ca. 9%. Über 1000 Menschen haben den italienischsprachigen Fragebogen ausgefüllt, was etwa 4,5% der Teilnehmenden entspricht.
· Die grosse Zahl an Teilnehmenden, welche Fragebögen aus kirchlichen Medien (Pfarrblätter) verwendet haben, bedeutet, dass vor allem kirchennahe Menschen erreicht wurden.
· Der kirchennahe Hintergrund der meisten Teilnehmenden zeigt sich auch darin, dass die kirchliche Heirat und eine christliche Erziehung der Kinder sehr hohe Zustimmungswerte erhalten.
· Für kirchennahe Menschen ist es typisch, dass sie sich mit der Lehre der Kirche auseinandersetzen. Das hindert sie aber nicht, sich auch sehr kritisch dazu zu positionieren.
Erste gefestigte Ergebnisse
Die Auswertung der Umfrage hat erst begonnen, dennoch lassen sich deutliche Trends darstellen.
Was den Umfrageteilnehmenden wichtig ist
Die kirchliche Eheschliessung ist durchgängig wichtig (80 Prozent). Der Wunsch, die eigene Paarbeziehung auch religiös zu gestalten und die Dimension des Religiösen bei wesentlichen Lebensentscheidungen einzubeziehen ist deutlich.
Der sehr grosse Wunsch nach einer christlichen Erziehung der Kinder bildet den höchsten Zustimmungswert der gesamten Pastoralumfrage (97 Prozent) !
Der Glaube spielt im Bereich der Familie und in der Kindererziehung eine grosse Rolle, auch wenn die Eltern dies nicht immer ausdrücklich formulieren (können). Ein kirchenstatistischer Beleg für die hohe Bedeutung des Glaubens im Bereich der Familie ist die Taufe, die in der Schweiz immer noch eine sehr hohe Zustimmung findet.
Für die Kirche sind diese zwei Aussagen eine grosse Chance für die Vermittlung ihrer religiösen Kernbotschaft.
Aber – dennoch ist nicht alles gut.
Diese grundsätzliche Offenheit für Religion und Glaube geht keinesfalls mit einer kritiklosen Zustimmung zur kirchlichen Lehre über die Familie, über die Ehe und über die Sexualität einher.
«Thema Nr. 1»
Ein sehr grosser Konsens zeigt sich im Unverständnis und in der Ablehnung gegenüber der offiziellen Lehre, geschiedene Wiederverheiratete nicht zu den Sakramenten zuzulassen. Die überwiegende Mehrheit (knapp 90 Prozent) teilt den Wunsch nach einer kirchlichen Anerkennung und Segnung deren Partnerschaften.
Prioritäres Anliegen an die Bischöfe und an die Kirche in der Schweiz ist der Wunsch nach Überwindung der ausschliessenden und als unbarmherzig und unchristlich verstandene Praxis im Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten. Diese wird von den Befragten aus religiösen Gründen und mit ausdrücklichem Bezug auf christliche Kernaussagen zurückgewiesen.
Kirchliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften – Mehrheit ohne Konsens
Eine Mehrheit von gut 60 Prozent der Umfrageteilnehmenden unterstützt den Wunsch nach einer kirchlichen Anerkennung und Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Anders als bei der Frage der geschiedenen Wiederverheirateten gibt es hier aber keinen Konsens, sondern eher eine Polarisierung. Klarer Zustimmung steht ebenso entschiedene, wenn auch zahlenmässig geringere, Ablehnung einer kirchlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften gegenüber.
Für die Kirche und für die Kirchenleitung stellt sich hier die schwierige Aufgabe, eine Lösung zu finden, die dieser Differenz der Auffassungen gerecht wird und den seelsorglichen Bedürfnissen der lesbischen und schwulen Paare, denen die religiöse Gestaltung und Anerkennung ihrer Paarbeziehung ein wichtiges Anliegen ist, entgegen kommt.
Dauerthema Verhütung
Die Antworten auf die Frage nach künstlichen oder natürlichen Verhütungsmethoden zeigen die lange bekannte dramatische Differenz zwischen Lehramt und den Umfrage-Teilnehmenden. Das lehramtliche Verbot der künstlichen Methoden der Schwangerschaftsverhütung steht fernab zur Praxis und zu den Auffassungen der allermeisten Katholikinnen und Katholiken.
Vorbehalte bei der Zustimmung zur kirchlichen Lehre über die Familie
Zwar geben die meisten Katholikinnen und Katholiken an, die kirchlichen Positionen zu Sexualität, Partnerschaft, Ehe und Familie zu kennen, aber wenn sie nach der Zustimmung zu dieser Lehre gefragt werden, dann zeigt sich eine eher skeptische Haltung. Die Vorbehalte gegenüber der Lehre der Kirche sind sehr deutlich.
Perspektiven für die Kirche
Setzt man diese kirchenkritischen Ergebnisse mit dem grundsätzlichen Wunsch zu einer auch kirchlich-religiös geprägten Partnerschaft, Ehe und Familie ins Verhältnis, zeigt sich die dringende Notwendigkeit, den Status der kirchlichen Lehre über die Familie in Kirche und Seelsorge neu zu bewerten.
Die Verabsolutierung einzelner Normen und Vorgaben der Kirche gegenüber konkreten Lebenserfahrungen und Lebenssituationen der Menschen muss aufgebrochen werden. Forderungen seitens der Kirche, nach denen Katholikinnen und Katholiken den konkreten Normen und Verhaltensvorgaben der Kirche unbedingten und kritiklosen Gehorsam zu leisten haben, schaden schlussendlich der Kirche in ihrem Anliegen, den Menschen die zentraleren und wichtigeren Aspekte ihrer Botschaft zu vermitteln.
Nicht zuletzt sollte das Wissen um das Missverhältnis zwischen der Offenheit vieler Gläubiger für eine religiöse Prägung von Partnerschaft, Ehe und Familie einerseits und ihrer Ablehnung und ihrem Unverständnis gegenüber weiten Teilen der Lehre andererseits bei der Entwicklung pastoraler Angebote berücksichtigt werden. Gerade die Ehevorbereitung erhält insgesamt in der Umfrage kein gutes Zeugnis. Sie wird als zu wenig hilfreich für das Ehe- und Familienleben gesehen.
Schliesslich zeigt die Umfrage, dass die Kirche kaum als hilfreich gesehen wird, wenn es in Ehe und Familie zu Krisen kommt. Hier scheint es, dass das hohe Ideal der kirchlichen Lehre den Blick auf die Realität verstellt und die Ansprechbarkeit ausgerechnet erschwert für die Menschen, die Unterstützung brauchen würden.
Breite Übereinstimmung
Eines der sehr erstaunlichen Ergebnisse der Untersuchung ist die ausgesprochen hohe Übereinstimmung im Antwortverhalten ganz unterschiedlicher Gruppen: Junge und Alte, Männer und Frauen; deutsch-, französisch- und italienischsprachige Teilnehmende – es gibt faktisch keine nennenswerten Abweichungen im Antwortverhalten. In keiner Frage öffnet sich ein Generationenkonflikt, es gibt keinen Kampf der Geschlechter, keinen Röstigraben, keine bedeutsame ökumenische Differenz zwischen den christlichen Konfessionen und auch keine relevante Unterschiedlichkeit der Antworten aus der Schweiz und aus dem Ausland.
Perspektiven für weitere Auswertungen
Wir stehen erst am Anfang der Auswertung. Für die weitere Analyse der Ergebnisse wird das SPI konkrete pastorale Fragestellungen zur Grundlage nehmen. Beispielsweise wäre es möglich, eine zielgruppenspezifische Auswertung vorzunehmen, um pastorale Angebote passender zu gestalten.
SPI - Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut
Auftrag und Ziel des SPI
Das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) ist ein Forschungsinstitut, das von der katholischen Kirche in der Schweiz getragen wird. Sitz des Instituts ist St. Gallen.
Das SPI untersucht den sozialen, kulturellen und vor allem religiösen Wandel in der gegenwärtigen Gesellschaft. Die Erkenntnisse und Ergebnisse dieser Forschung dienen gleichzeitig als Grundlage für die Entwicklung von Konzepten und Perspektiven für die pastorale Planung und Praxis der katholischen Kirche in der Schweiz.
Die Verbindung der Grundlagenforschung mit der konzeptionellen Entwicklung und Beratung für die pastorale Arbeit in der Schweiz ist ein wesentliches Ziel des SPI.
Adresse und Kontakt:
Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut, SPI
Dr. Arnd Bünker, Institutsleiter
Gallusstrasse 24
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9001 St. Gallen
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